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José Contreras
1767 Madrid

José Contreras
Der Granadino

Seit 2025 habe ich das Privileg, eine Violine von José Contreras, gebaut 1767 in Madrid, zu spielen – eines der repräsentativsten Exemplare aus der künstlerischen Reifezeit des berühmten spanischen Geigenbauers.

José Contreras (Granada ca. 1710 – Madrid 1780) gilt als der bedeutendste spanische Geigenbauer des 18. Jahrhunderts.

Über Jahrzehnte in Madrid tätig, wurde er zum Geigenbauer der Real Capilla sowie zum offiziellen Restaurator der Instrumente der Real Colección ernannt. In zeitgenössischen Dokumenten wird er häufig als „Josephus Contreras“ oder „Joseph Contreras“ erwähnt; zudem fügte er auf den Etiketten seiner Instrumente den Zusatz Granadino hinzu, um seine andalusische Herkunft zu betonen.

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Einer der faszinierendsten Aspekte seiner Tätigkeit betrifft den direkten Kontakt mit den großen italienischen Instrumenten: Dank seiner Stellung am spanischen Hof konnte Contreras zahlreiche Meisterwerke des italienischen Geigenbaus – darunter Arbeiten von Stradivari, Guarneri und Amati – untersuchen, studieren und restaurieren, die zum königlichen Besitz gehörten.

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Neben kleineren Reparaturen führte Contreras auch den Austausch der Decke bei mindestens zwei Stradivari-Instrumenten durch: einer Violine, der Royal Spanish link, und einem Violoncello, dem Amaryllis Fleming link.​

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Solch tiefgreifende Eingriffe waren vermutlich durch Schäden notwendig geworden, die die Instrumente beim Übergang vom feuchten Klima der Poebene zur trockenen Luft der kastilischen Meseta erlitten hatten. In einer Epoche, in der die konservierende Restaurierung noch in den Anfängen stand, waren derartige Lösungen oft unvermeidbar. Gerade aus diesen Arbeiten aber treten Contreras’ Sensibilität und handwerkliche Intelligenz hervor: Er bemühte sich, den Schöpfungen des großen Cremoneser Meisters so nahe wie möglich zu kommen, ohne dabei je auf seine eigene Persönlichkeit und seinen ästhetischen Geschmack zu verzichten.

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Die Dreidimensionalität des gelb-braunen Lacks, die apollinische Eleganz der Formen sowie der runde, kristallklare Klang wurden von Contreras vertieft und weiterentwickelt – und führten zu Ergebnissen von erstaunlicher Qualität.

Contreras 1767

Contreras-Geigen

Contreras 1767

Contreras war nicht nur ein geschickter Restaurator, sondern auch Schöpfer außergewöhnlicher Originalinstrumente.

In seinem Geigenbau erkennt man eine Synthese zwischen der Raffinesse der italienischen Schule und einer eher iberischen Nüchternheit: wesentlich, streng, dabei jedoch niemals ohne Eleganz und Anziehungskraft.

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Bewusst über die Bedeutung des Materials für den endgültigen Klangcharakter des Instruments – und entschlossen, Instrumente im Einklang mit den großen italienischen Meisterwerken am Hof zu schaffen – ließ sich Contreras wertvolle Resonanzfichte aus den Alpen nach Madrid liefern (man kann sich die Transportkosten nur vorstellen!).

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Die moderne Technik der Dendrochronologie, also der vergleichenden Untersuchung der Jahresringe des Holzes, hat uns äußerst aufschlussreiche Informationen über die verwendeten Materialien geliefert: Das von Contreras verwendete Fichtenholz zeigt bemerkenswerte cross-matches mit jenem, das von einigen der besten italienischen Geigenbauer verwendet wurde: Stradivari, Guadagnini, Santo Serafino, Gagliano u. a.

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Bei einer Violine aus seiner Reifezeit konnte man sogar ein same-tree match feststellen – also Holz aus demselben Baumstamm – mit der Guarneri del Gesù Olé Bull von 1744 link, einem der berühmtesten Instrumente des Cremoneser Meisters.

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Gerade durch diese Ergebnisse wird deutlich, mit welcher Sorgfalt Contreras die Materialien für seine Instrumente auswählte.

Der Contreras 1767

Das Instrument, das ich die Ehre habe zu spielen und das sich heute in der Sammlung Tarapiella-Pamies befindet, besitzt eine Decke aus Alpenfichte und einen Boden aus geflammtem Ahorn, mit einem intensiven, transparenten Braun-Orange-Lack. Es wurde kürzlich einer konservatorischen Restaurierung sowie einer detaillierten dendrochronologischen Analyse unterzogen, die äußerst bedeutende Ergebnisse zutage förderte.​

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Die Decke weist folgende Jahrringe auf:

- von 1676 bis 1749 auf der Bassseite;

- von 1667 bis 1750 auf der Diskantseite.

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Das Holz der Decke zeigt dendrochronologische Übereinstimmungen (Cross-Matches) mit Instrumenten von Stradivari (1715), Guadagnini (1768), Landolfi, Giuseppe Gagliano, Emiliani sowie mit weiteren zeitgenössischen Instrumenten, die ebenfalls von Contreras gefertigt wurden.

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Hauptmaße:

- Korpuslänge: 35,95 cm

- Maximale obere Breite: 17,00 cm

- Maximale untere Breite: 20,90 cm

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Der Gesamteindruck des Instruments ist geprägt von Eleganz und Schlichtheit der Formen, sichtbar insbesondere im Schnitt der F-Löcher – schlicht und wohlproportioniert – sowie in der feinen und eleganten Schnecke.

Seine Proportionen folgen eindeutig der „Forma G“ (große Form) von A. Stradivari, die für einige Instrumente aus seiner sogenannten Goldenen Periode typisch ist; exemplarisch hierfür sind die „Parke“ link, die „Lam, Scotland University“ link, die „San Lorenzo“ link und besonders die „ex-Dancla“ link.​

Die Entscheidung von Contreras für ein Modell mit derart großzügigen Proportionen ist bis heute Gegenstand von Spekulationen: Sie spiegelt wahrscheinlich die Suche nach einem noch dunkleren, tieferen und „weitreichenderen“ Klang wider, insbesondere im tiefen Register des Instruments – vielleicht im Einklang mit der künstlerischen Sensibilität von Contreras selbst in jener Zeit oder mit einer an den Höfen modischen Klangästhetik.

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Für vertiefende Infromationen: The Golden Age of Violin making in Spain  link von Jorge Pozas link.

Contreras 1767

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Fotos: Jan Roehrmann
https://www.janroehrmann.de/
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